In meiner Arbeit begegnet mir immer wieder die Frage, ob das Ego schlecht ist. Da ist nicht selten der Wunsch, es loszuwerden und viel Ablehnung ihm gegenüber. Grundsätzlich ist es ja so, dass Ablehnung selten zur Lösung führt und es eher darum geht, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, in welcher Beziehung ich zu den Dingen bzw. die Dinge zu mir stehen.
Du kannst dir also die Frage stellen, in welcher Beziehung stehe ich zu meinem Ego?
Ich finde, im gleichen Atemzug darf aber auch gefragt werden, in welcher Beziehung stehe ich zu meinem Herzen, meiner Intuition und meiner Seele?
Denn hier zeigt sich die Polarität, der wir in allem ausgesetzt sind.
In dieser Gegensätzlichkeit zeigt sich unser Ego als «Bewahrer unserer Vergangenheit». Es basiert auf unseren gemachten Erfahrungen, agiert rational und analytisch. Es nutzt die Vergangenheit, um die Zukunft zu gestalten. Dabei hat es grossen Einfluss auf unser Denken und versucht, aus dem Vergangenen in die Zukunft zu führen.
Die «Werkzeuge», die es dafür einsetzt, sind:
Kontrolle, Unabhängigkeit, Angst, Manipulation, Konkurrenz-Denken, Misstrauen, Groll, das Festhalten am Schmerz der Vergangenheit und das Gefühl, Opfer der Umstände zu sein.
Stress spielt hier eine grosse Rolle, denn unter Belastung und in Hektik greifen wir auf gewohnte Verhaltensweisen zurück und geben damit unserem Ego die Zügel in die Hand.
Die Ebene von Herz und Seele als Gegenpol dazu, schöpft aus dem Unbekannten, entfaltet sich über mutige Entscheidungen, bei denen der Ausgang ungewiss scheint. Hier ist es die Kraft der Vision, die voranführt und nicht der rationale Teil in uns. Hier unterstützt uns:
Vertrauen, Verbindung, die Kraft der Liebe und Dankbarkeit, Fluss, Leichtigkeit, Mut, das Anerkennen der eigenen Schöpferkraft und Eigenverantwortung.
Ein entspanntes System, in dem Raum für Ruhe und Einkehr ist, ist hier eine hilfreiche Basis.
Wie schon gesagt, ist Ablehnung keine Lösung.
Wie also gehe ich mit diesen zwei Polaritäten in mir um?
Du kannst dich fragen:
· Was wird möglich, wenn ich mein Ego mal von der Bewertung (und vielleicht sogar Verurteilung), die ich ihm gegeben habe, befreie?
· Was darf entstehen, wenn ich mir die (destruktiven) Anteile anschaue, mit denen mein Ego mich in Verbindung bringt?
· Und welche Wertschätzung kann ich meinem Ego gegenüber einbringen, wenn ich anerkenne, dass es für mich die Brücke zu diesen Teilen baut?
· Und mir damit ermöglicht, sie und die daran gebundene Energie zu wandeln und mir für eine Zukunft zur Verfügung zu stellen?
· Welche Dankbarkeit gegenüber diesem Teil in mir kann ich erfahren, wenn ich diesem «Bewahrer der Vergangenheit» mit einem liebevollen Blick begegne?
· Wie kann mir dieser Teil dienen, wenn ich ihm die Verantwortung nehme, für meine Zukunft verantwortlich zu sein und seine Gaben aus der Verbindung heraus nutze?
Hierin liegt die Möglichkeit, die Führung in Verbindung mit Herz und Seele zu übernehmen und in eine partnerschaftliche Beziehung mit meinem Ego zu gehen.
Was dann für möglich wird?
- Balance und Ordnung im (Nerven-) System
- Eine gesunde Einordnung der Dinge
- Struktur und Ausrichtung
- Die Impulse und Bilder von Herz und Seele in Form und ins Handeln bringen
- Ein Denken entwickeln, dass durchwebt ist von schöpferischen Impulsen
- Erlösung und Heilung destruktiver Emotionen und veralteten Glaubenssätzen
Wie in jeder Partnerschaft braucht diese Beziehung Klarheit, Auseinandersetzung, Entwicklung, Offenheit und Verbundenheit.
Frage dich also, wie soll sich die Beziehung gestalten, die du zu dir und mit dir hast? Und auf welches Fundament soll sie gebaut werden?
Damit setzt du einen Impuls für die Zukunft und ich bin mir sicher, Herz und Seele freuen sich über diese Ausrichtung hin zu mehr Verbundenheit und Einheit.
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